23.03.2012 Die private Altersvorsorge gestaltet sich aufgrund hoher Inflation und immer geringerer Anlagerenditen nicht in jedem Fall effektiv. Finanzexperte Curt Frings von der Verbraucherzentrale Bayern erläutert im Interview, warum Tagesgeld momentan eine geeignete Altersvorsorge darstellt und gibt Tipps zu Riester & Co.
Wie kann man in heutigen Zeiten, die von Unsicherheit und Ängsten geprägt sind, beim Thema Altersvorsorge agieren ?
C. Frings: In jetzigen Zeiten sollte man sein Geld, also auch in Bezug auf die Altersvorsorge, marktgerecht anlegen. Das heißt für liquide Mittel bieten sich zum Beispiel Tagesgeldprodukte an, die es zu einem anständigen Zinssatz von 2,5-2,7 Prozent gibt. Was die Altersvorsorge betrifft, halten wir Anlageformen wie Tagesgeld, Festgeld oder auch den Sparbrief eher geeignet als Versicherungen. Denn es handelt sich, wie das Wort besagt, um eine Altersvorsorge und nicht um eine Versicherungsangelegenheit.
Was ist mit dem Wort „marktgerecht“ im einzelnen gemeint ?
C. Frings: Schauen wir uns die Konditionen aus dem Jahr 2008, also vor der Finanzkrise an. Da lagen die Tagesgeldzinsen bei 6 Prozent und im Festgeldbereich bei 8 Prozent. Die Inflation lag damals bei 4,3 Prozent. Wenn wir uns aber den Markt jetzt anschauen, dann liegt die Inflation bei 2,3 Prozent und die Tagesgeld-Zinsen bei 2,7 Prozent. Das ist im Vergleich nicht das Gelbe vom Ei, aber auch nicht das Schlechteste.
Was spricht aus Ihrer Sicht gegen Versicherungen als Möglichkeit, für später vorzusorgen ?
C. Frings: Wir als Verbraucherschützer sind Gegner von Versicherungen als Form der Altersvorsorge. Lebensversicherungen, Rentenversicherungen, fondsgebundene Papiere oder auch die englischen Policen, das ist alles extrem teuer, weil es zunächst einmal Eintrittsgeld kostet. Damit sind Abschluss- und Vertriebskosten gemeint. Mitunter kommen sogar noch laufende Kosten hinzu. In der Regel tut hier eher der Vertreter und nicht der Verbraucher etwas für seine Altersvorsorge, denn der kassiert hohe Provisionen und der Verbraucher wird in die Irre geführt, weil ihm die Kosten verschwiegen werden.
Wie beurteilen sie aus heutiger Sicht die Modelle staatlich geförderte private Altersvorsorge ?
C. Frings: Ob eine Riester-Rente sich lohnt oder nicht, das steht und fällt mit dem Vertrag. Die Zahl der Anbieter ist groß und damit auch die Unterschiede am Markt. In der Regel kommen sie als Riester-Kunde auf einen Sparanteil von 1,75 Prozent, haben aber zusätzlich noch Abschluss- und Vertriebskosten. Da bleibt unter Umständen von der Rendite nicht mehr viel übrig. Fest steht, dass diese Produkte ebenfalls hoch provisioniert sind und oft noch teurer als die rein privat angebotenen. Eben weil hier ein staatlicher Förderanteil hinzukommt, sagt sich manch ein Anbieter erst recht: Hier schlagen wir zu.
Also lieber gar kein Riestern ? Hat sich der Gesetzgeber geirrt ?
C. Frings: Eine generelle Ablehnung aller Riester-Produkte ist ebenfalls überzogen. Hier sollte man differenzieren und sich fragen, was denn wirklich für einen selbst im Alter wichtig ist. Wir Verbraucherschützer empfehlen den Riester-Bank-Sparplan und für die etwas jüngeren Leute mit ein bisschen mehr Risikobereitschaft den Riester-Fonds-Sparplan. Diese Produkte werden nicht sehr offensiv beworben, weil die Banken daran nicht allzu viel verdienen. |